Wie Sie die Blatt- und Triebzahl bei Hafer steigern

Die Anzahl von Blättern und Trieben bestimmt die Blattfläche und die Ähren-Anzahl bei der Ernte.

 

Die wichtigsten Makronährstoffe für die Entwicklung der Triebe, das Blattwachstum und das Überleben der Triebe sind Stickstoff, Phosphat und Schwefel. Die wichtigsten Mikronährstoffe um die Anzahl von Blättern und Trieben zu steigern sind Mangan und Zink.

 

Stickstoff unterstützt die Blatt- und Triebbildung

 

 

Stickstoff ist für einen hohen Ertrag sehr wichtig. Ist ausreichend Stickstoff verfügbar, können mehr Triebe und größere Blätter gebildet werden und die Blätter entwickeln sich schneller. Stickstoffmangel verringert die Anlage von Primordien, dadurch wird die Anzahl potentieller Rispen (Samenkörner) reduziert. 

Die Menge des ausgebrachten Stickstoffs wird auf die im Boden verfügbare Stickstoffmenge abgestimmt. Bei Böden mit hohem Humusanteil (organische Substanz) kann es sein, dass der Hafer den gesamten Stickstoff-Bedarf aus diesen Stickstoffreserven aufnehmen kann. Bei einem intensiven Anbau auf mineralischen Böden werden zwischen 40 und 150 Kilogramm pro Hektar ausgebracht. Normalerweise wird der Ertrag durch eine Stickstoff-Düngung verdoppelt oder sogar verdreifacht.

Stickstoff-Steigerungs-Versuch in Hafer

 

 

Dieser zusätzliche Ertrag wird erreicht, wenn das Blätterdach besonders groß und langlebig ist und viel Photosynthese ablaufen kann. Dann kann auch die geplante Anzahl von Rispen pro Quadratmeter erreicht werden. Für jeden angelegten Bestockungstrieb werden zusätzliche Wurzeln gebildet. Somit verbessert eine ausreichende Stickstoffdüngung auch die Wurzelverästelung und die Wasser- und Nährstoff-Aufnahme durch die Pflanze. Die gebildeten Bestockungstriebe können durch Menge und Zeitpunkt der Stickstoffausbringung beeinflusst werden.

Falls die gewünschte Trieb-Anzahl nicht erreicht wird, kann mit höheren Stickstoffmengen früh in der Saison (BBCH 25 - 30) die Zahl der Triebe und somit die Rispen-Anzahl erhöht werden. Liegt allerdings bereits ein ausreichender Pflanzenbestand vor, kann es zu übermäßigem Blatt- und Triebwuchs und somit zu Lagerneigung führen. Die Trieb-Anzahl wird erhöht, wenn frühzeitig geringe Gaben ausgebracht werden.

Einfluss einer platzierten N-Düngung auf den Ertrag von Sommer-Hafer

 

 

Beim Anbau von Sommerhafer ist der Zeitraum für die Blätter- und Trieb-Bildung sehr kurz, daher sind frühe und hohe Stickstoffgaben unerlässlich, um die erforderliche Jugendentwicklung und die nötige Trieb-Anzahl zu erreichen.

Der Ausbringungs-Zeitpunkt beeinflusst den Ertrag des Sommerhafers. Eine frühzeitige Stickstoffdüngung wird empfohlen.

Phosphor unterstützt den Energie-Transport

 

Phosphor beeinflusst Wachstum und Entwicklung der Pflanze stark und gilt daher als der wichtigste Nährstoff nach Stickstoff.

Phosphor ist daran beteiligt, dass Energie in Form der chemischen Verbindung ATP (Adenosintriphosphat) gespeichert und weitergeleitet wird. 

Dieser chemische Energiespeicher ist Treibstoff für viele physiologische Vorgänge in der Pflanze.

Einfluss des Boden pH-Wertes auf die P-Verfügbarkeit im Boden

 

 

Nachdem die Pflanze zwei oder drei Blätter entwickelt hat, benötigt sie verfügbaren Phosphor aus dem Boden, um kontinuierlich wachsen zu können. Die Verfügbarkeit von Phosphor im Boden ist von vielen Faktoren abhängig. Dazu gehören unter anderem der pH-Wert, der Feuchtigkeitsgehalt und die Boden-Temperatur. 

Es ist wichtig, dass frisch verfügbares Phosphat ausgebracht wird, um ein frühes Wurzel- und Triebwachstums zu gewährleisten. Bei Hafer sind vor allem zwei Zeitpunkte besonders wichtig: Die frühe Bestandsentwicklung (BBCH 13 - 25), wenn die Pflanze schnell wächst und sich die Triebe und Wurzeln rasch entwickeln, und der Beginn des Massenwachstums (BBCH 31 - 49), wenn im Laufe weniger Wochen 70 Prozent des Phosphats aufgenommen werden. Die Phosphatdüngung sollte diesen Bedarf decken. Phosphor wird mit der Produktion von Cytokinin verbunden, da Pflanzen mit einem Phosphatmangel einen niedrigeren Cytokiningehalt aufweisen (Jose´ M. Franco-Zorrilla, The Plant Journal (2002) 32, 353-360). Eine der Hauptfunktionen der Cytokinine ist, bei Zellteilung, Wurzelwuchs und Zelldifferenzierung mitzuwirken. Getreide benötigt etwa vier Kilogramm Phosphor pro Tonne Korn. Phosphormangel ist oft bei kalten Böden und nicht voll ausgebildeteten Wurzelsystemen ein Problem. Eine Blattdüngung mit Phosphat hilft, Wachstum und Entwicklung im Herbst und zu Frühjahrs-Beginn zu verbessern, wenn die Boden-Verfügbarkeit begrenzt ist.

Schwefel unterstützt das kontinuierliche Wachstum

 

 

Schwefel ist für ein beständiges Wachstum der sich entwickelnden Triebe wichtig. Die Bausteine für das Pflanzenwachstum sind die schwefelbasierten Aminosäuren, aus denen sich viele der Pflanzenproteine entwickeln. Der Rückgang der Schwefelemissionen durch die Industrie liegt je nach Region zwischen 70 und 90 Prozent. Die Schwefelversorgung der Pflanzen muss daher über Dünger gedeckt werden. Schwefel ist nur begrenzt im Boden vorhanden, daher wird ein Mangel als erstes bei den Jungpflanzen sichtbar. Eine Schwefeldüngung kann mehrfach erfolgen, um die Versorgung der Pflanze während der Spitzenbedarfszeiten zu gewährleisten. Schwefel kann ebenfalls als Blattdünger eingesetzt werden, um vorübergehenden Mangel zu beheben. Fehlt Schwefel ist auch die Stickstoffverwertung in der Pflanze eingeschränkt. Das führt zu hohen Ertragsverlusten. 

 

Nährstoffaufnahme von Hafer

 

Schwefel kann nur in Form von Sulfat von den Pflanzen aufgenommen werden. Andere Schwefel-Formen wie elementarer Schwefel müssen erst im Boden zu Sulfat oxidiert werden, was je nach Bodeneigenschaften wie Feuchtigkeit und Temperatur einige Wochen dauern kann.

Mangan und Zink

 

Höhere Erträge mit einer Düngung YaraVita Mantrac Pro

 

 

Mangan spielt eine wichtige Rolle bei der Photosynthese, Proteinsynthese, dem Wachstum des Wurzelsystems und der Widerstandsfähigkeit gegen Trockenheit. Mangan beeinflusst auch die Bildung von Lignin. Eine schwache Ligninentwicklung zeigt sich in welken Blättern und einem schlecht wachsenden Wurzelsystem. Hafer reagiert von allen Getreidesorten am empfindlichsten auf Manganmangel.

Mangan und Zink helfen auch, dass die anderen Nährstoffe (Makro- und Mikronährstoffe) besser aufgenommen werden.

Weitere Maßnahmen, die sich auf die Blatt- und Triebzahl bei Hafer auswirken

 

Die Anzahl der produzierten Triebe wird durch folgende Faktoren beeinflusst: 

  • Sortenauswahl – Die Sorten unterscheiden sich in Bestockungsfähigkeit und Entwicklungsgeschwindigkeit. 
  • Zeitpunkt des Drillens – Ein frühes Drillen erhöht die Anzahl der Bestockungstriebe/Pflanzen. 
  • Gedrillte Aussaatstärke – Hohe Saatstärken ergeben mehr Haupttriebe und weniger Bestockungstriebe. 
  • Boden-/Saatbettbedingungen – Ein schlechtes Saatbeet und Verdichtungen verlangsamen eine frühe Bestockung.
  • Schädlinge wie zum Beispiel Schnecken.
  • Nährstoffversorgung des Bodens – Eine optimale Bodenfruchtbarkeit (hoher Stickstoffgehalt) erhöht die Anzahl der Bestockungstriebe.

Je geringer die Aussaatmenge und je früher die Aussaat, desto mehr Bestockungstriebe entwickelt jede Pflanze. Die letztendliche Anzahl der Triebe hängt von den Bestockungstrieben ab, die bis zur Ähren-Ausbildung erhalten bleiben.

Die Anzahl und Erhaltung der Bestockungstriebe kann folgenden Einflüssen unterliegen: 

  • Herbst- und Winterwetter (bei Winterhafer) – Niedrige Temperaturen verlangsamen die Anlage der Blätter und des Bestockungstriebs. 
  • Einsatz von Pflanzenwachstumsregulatoren – Pflanzenwachstumsregulatoren können eingesetzt werden, um die apikale Dominanz zu verringern und die Anzahl der Bestockungstriebe beziehungsweise ihre Überlebensfähigkeit zu steigern. 
  • Stickstoffdüngung – Durch eine Stickstoffdüngung werden Blattgröße, Anzahl und Überlebensrate der Bestockungstriebe erhöht.