Wachstum und Entwicklung der Gerste

Die Gerste geht von der Aussaat bis zur Ernte durch drei wichtige Entwicklungsphasen: Bestandesentwicklung, Aufbau und Produktion.

Hohe Erträge und eine gute Kornqualität sind nur möglich, wenn die „Inputs“ auf die wichtigsten Phasen des Wachstums und der Entwicklung der Pflanze ausgerichtet werden. Es gibt eine Reihe von grundlegenden Vorgaben für Wachstum und Entwicklung, die für das Erzielen von hohen Erträgen und guter Qualität dienen können.

 

Bestandesentwicklung

Diese Phase beginnt mit der Aussaat und dauert bis zum Strecken des Haupttriebs (Schossbeginn). Während dieser Zeit bilden sich die ertragstragenden Triebe/Bestockungstriebe und die Hauptwurzeln aus. Die Ertragskomponenten (Anzahl Ähren und Körner pro m2) stehen am Ende dieser Phase fest. Die Wachstumsgeschwindigkeit ist von den Umweltbedingungen abhängig. An trüben, kalten Tagen ist das Wachstum verlangsamt.

Mit dem Abkühlen (Wintergerste) oder Erwärmen (Sommergerste) der Bodentemperatur verändert sich die Geschwindigkeit der Bestandsbildung. Aussaaten im späten September oder frühen Oktober zeigen eine optimale Bestandsbildung mit einem Feldaufgang von 50 Prozent nach 15 bis 20 Tagen.

Mit Erwärmung des Bodens verkürzt sich die Zeit bis zum Feldaufgang. Es ist sehr wichtig im Frühjahr einen guten Bestand von 300 bis 350 Pflanzen/m2 zu erreichen, da Gerste einen dünnen Bestand nur sehr eingeschränkt durch hohe Kornanzahlen in den Ähren ausgleichen kann.

Aufbau des Bestandes

Die Phase beginnt, wenn die ersten Knoten erkennbar sind und dauert bis zum Beginn der Blüte. Dies ist eine kritische Wachstumsperiode, da sich Blätter, tiefe Wurzeln, fruchtbare Blütchen und die Sprossreserven bilden. Die Ährenzahl pro m2 ist bei der Gerste von größerer Bedeutung als beim Weizen. Da Gerste nur ein Blütchen pro Ährchen ausbildet und somit über sehr begrenzten Raum verfügt, um einen dünnen Bestand durch die Anzahl von Körner pro Ähre auszugleichen. Die zweizeilige Gerste trägt ein Ährchen auf jeder Seite der Hauptspindel, und die sechszeilige Gerste trägt drei Ährchen auf beiden Seiten.

Produktionsphase

Die Produktionsphase beginnt nach der Blüte und dauert bis zur Kornfüllung und Reife. Die Gerste unterscheidet sich vom Weizen (vor allem die Sommergerste), da die Blüte erst kurz vor dem Fruchtentwicklung beginnt. Während dieser Zeit werden die kritischen Ertragskomponenten,  das heißt, die endgültige Anzahl der Körner pro Quadratmeter und das Korngewicht, festgelegt.

Die Kornzahl pro Ähre ist von der Anzahl der fruchtbaren Ährchen an der zentralen Spindel abhängig. Bei der Gerste enthält jedes Ährchen ein Blütchen. Bei der zweizeiligen Gerste sind die Ährchen zu dritt angeordnet, wobei nur das Blütchen im mittleren Ährchen fruchtbar ist. Bei der sechszeiligen Gerste sind die Blütchen in allen drei Ährchen fruchtbar. Das Anbau- und insbesondere Nährstoffmanagement kann die Kornzahl pro Ähre und die Ähren pro Quadratmeter maßgeblich beeinflussen. Die Kornzahl pro Quadratmeter und die Größe des einzelnen Korns bestimmen die Speicherkapazität während der Kornfüllung.

Der Blattapparat ist bei der Gerste anders aufgebaut als beim Weizen: Die Blattfläche wird mit jedem nachfolgenden Blatt kleiner, wobei auf das Fahnenblatt vier Prozent entfallen gegenüber dem fünften Blatt mit 16 Prozent. Die Ähre mit den Grannen hat mit einem Anteil von elf Prozent an der gesamten Blattfläche eine bedeutende Funktion. Für eine maximale Kornbildung ist die Gesunderhaltung aller Blätter und Grannen ausschlaggebend. Die Kohlenhydratreserven im Haupttrieb sind ebenfalls wichtig und fungieren als Puffer bei Stressbedingungen, denen die Pflanze ausgesetzt ist, wie zum Beispiel Trockenheit. Bis zu 50 Prozent des Ertrags können aus diesem Speicher stammen, der bis zum Maximum, kurz nach der Blüte, angereichert wird.

 Entwicklungsstadien bei Gerste

Im Laufe der Jahre wurden verschiedene Arten von Skalen zur Beschreibung der Entwicklung der Gerste definiert. Die drei gebräuchlichsten sind Zadoks, Feekes und Haun, wobei Zadoks am häufigsten verwendet wird, um Entscheidungen für das Anbaumanagement zu treffen.

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